Ein Aufruf zum Mitmachen
In einem Jahr ist es wieder soweit: In Niedersachsen finden Kommunalwahlen statt. Fünf Jahre lang haben sich ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger in den Räten und Kreistagen für ihre Stadt oder ihren Kreis eingesetzt. Wenn es gut läuft, stellen sie sich zur Wiederwahl und arbeiten weitere Jahre für ihre Gemeinde.
Doch in den vielen Preisungen des Ehrenamtes in Medien und von Verantwortlichen kommen Kommunalpolitiker kaum vor. Ehrenamtlich Tätige finden sich in diesen Stellungnahmen ausschließlich in Hilfsorganisationen, Sozialverbänden und Sportvereinen.
Kommunalpolitiker hingegen gelten als „Politiker“, über sie spricht man nur in Ausnahmefällen anerkennend. In der Regel sind sie Gegenstand von Kritik und dies ist dann wohl auch der Anlass dafür, dass sie nicht in den Kreis zu benennender Ehrenamtlicher aufgenommen werden. Ein Stilmittel, um sich dieser Kritik nicht ebenfalls aussetzen zu müssen.
Der ehemalige Celler Bürgermeister Detlef Sagebiel, ein äußerst ehrenwerter Notar, formulierte einmal: „Kaum ist man als Bürger durch die Kommunalwahl gewählt, schon ist man nicht mehr der, der man einmal war, sondern plötzlich Politiker, der alles falsch macht.“
Diese Mitmenschen haben sich freiwillig bereit erklärt, einen Teil ihrer Freizeit der Stadtgesellschaft zu widmen und die damit verbundenen Aufgaben zu Gunsten aller zu übernehmen. Sind sie gewählt, müssen sie sich mit einer Vielzahl von Themen gewissenhaft auseinandersetzen, die sie vor ihrer Wahl meist aus einer anderen sehr persönlichen Sicht beurteilt haben.
In dieser Ratsperiode (Stand 15. Juli 2025) haben bereits 430 offizielle Sitzungen des Rates, seiner Ausschüsse und der Ortsräte stattgefunden. In ihnen haben Rats- und Ortsratsmitglieder das ihnen von den Wählern übertragene Mandat wahrgenommen.
Natürlich nimmt nicht jedes einzelne Ratsmitglied an allen Gremiensitzungen teil. Vielmehr ist ihre Teilnahme an einzelne Fachausschüsse gebunden. Dies ist wichtig festzuhalten, weil ich im Hinblick auf die Kommunalwahlen 2026 Einwohnerinnen und Einwohner nicht abschrecken, sondern ermuntern möchte, ihre Bereitschaft zur Kandidatur für die demokratischen Parteien zu erklären.
Der Hinweis auf den Umfang der Gesamtarbeit ist aber wichtig, um die Leistung aller Kolleginnen und Kollegen im Rat und in den Ortsräten zu verdeutlichen.
Der im Tagesgeschehen zu beobachtende Umgang mit ehrenamtlich tätigen Politikern und auch Verwaltungsmitarbeitern ist dagegen immer stärker von einem aggressivem und feindlichen Klima geprägt.
Sie sind von den Wahlberechtigten dieser Stadt gewählt worden. Sie sind ausgewählt, aber keine Auserwählten. Sie arbeiten freiwillig und ehrenamtlich, ernsthaft und unter Zurückstellung persönlicher Interessen an kompliziertesten Sachverhalten, um die Zukunft der Gesamtstadt und ihrer Bürger zu gestalten.
Deswegen verdienen sie Respekt, so wie sie selbst jeder Einwohnerin und jedem Einwohner mit Respekt begegnen. Ihre Arbeit dient nichts geringerem als der Aufrechterhaltung unserer Demokratie, in der seit Jahren ein Rückgang der Bereitschaft für kommunale Vertretungen zu kandidieren zu beobachten ist. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung auch in den Reden, in denen das Ehrenamt gewürdigt wird!
Diejenigen, die an der Entwicklung unserer Stadt interessiert sind, bitte ich, lasst Euch nicht entmutigen. Die Zukunftsgestaltung ist eine hoch anzuerkennende Leistung. Macht mit und kandidiert bei der Kommunalwahl 2026 für eine der demokratischen Parteien.
Joachim Falkenhagen